Messerschmitt Bf109 - Geschichtlicher Abriss
Messerschmitt Me109 …. kaum ein anderes Flugzeug ist ähnlich berühmt wie dieser Jagdeinsitzer aus dem Zweiten Weltkrieg. Nur wenige wissen, dass die Me109 richtigerweise Bf109 heisst, die meisten Menschen welche das Flugzeug zu sehen bekommen sagen „eine Me ! „.
Willy Messerschmitt begann mit den Entwürfen zu diesem revolutionären Flugzeug bereits 1934 bei den Bayerischen Flugzeugwerken (daher das Bf) in Haunstetten. Zum ersten Mal flog das Ganzmetallflugzeug im Mai 1935. Die Konstruktion hob sich in vielen Dingen von den damaligen Jagdeinsitzern ab; so gab es ein Einziehfahrwerk und eine geschlossene Pilotenkanzel. Ab 1937 war das Flugzeug der Standardjäger der damaligen Luftwaffe. Gebaut wurde das Flugzeug bis Ende des Zweiten Weltkrieges, rund 33.000 Exemplare aller Baureihen verliessen die diversen Werkshallen.
Messerschmitt hatte bereits recht früh umfassende Erfahrungen im Bau von Ganzmetallflugzeugen, eine damals nicht selbstverständliche Konstruktionsweise. Messerschmitt konnte auch Richard Bauer, ein Arado-Konstrukteur, für seine Ideen begeistern. 1934 hat bereits Messerschmitt mit der BFW Bf108 einen für damalige Zeit sensationellen Entwurf vorgestellt. Diese schnelle Reiseflugzeug mit Einziehfahrwerk sollte die Basis für ein neues Jagdflugzeug sein. Keine einfache Aufgabe für Richard Bauer und sein Team.
Der Plan war einfach. Ein möglichst starker Motor sollte in eine möglichst leichte Zelle verbaut werden, quasi ein Flugzeug um den Motor herum. Die typische Messerschmitt-Halbschalenbauweise war der Schlüssel zum Erfolg. Selbsttragende, mit Längsprofilen ausgesteifte Halbschalen erwiesen sich als sehr stabil bei geringst möglichem Gewicht. Auch das Tragwerk musste sehr leicht gestaltet werden. Die einholmige Ganzmetallkonstruktion war recht klein gehalten, also eher auftriebsschwach, aber schnell. Um ausgewogenene Eigenschaften zu erhalten musste tief in die aerodynamische Trickkiste gegriffen werden. Revolutionär zu dieser Zeit, wurde das Tragwerk mit automatischen Vorflügeln und Spaltlandeklappen ausgestattet. Zum Zeitpunkt der Entwicklung waren geschlossene Pilotenkanzeln nicht der Standard. Die Piloten wollten im Notfall schnellstmöglich den Führerraum verlassen können, da war eine geschlossene Haube eher nicht hilfreich. Auch hier fand das Konstruktionsteam Abhilfe mit einer rechts angeschlagenen, aufklappbaren Kabinenhaube. Der Pilot musste im Notfall nur entriegeln und die Haube aufstoßen, den Rest übernahm der Fahrtwind.
Messerschmitt und sein Team dachte nicht nur an das Fliegen dieses Jagdflugzeuges, er dachte logistisch weiter. Modulare Bauweise lautet das Zauberwort. Messerschmitt zerlegte das Flugzeug in Einzelmodule die unabhängig von einander aufgebaut werden konnten, ein Schritt in die dezentrale Fertigung. Die Modularbauweise erleichterte natürlich auch Wartungs- und Reparaturarbeiten bei den fliegenden Einheiten vor Ort. Schneller Austausch schadhafter Teile war das Ziel.
Auch beeinhaltete der Auschreibungskatalog, dass der Rumpf ohne Hilfsmittel bewegt werden kann. Dazu war es konstruktionsbedingt notwendig, die Zelle ohne Flügel rollfähig zu machen, will heissen das Fahrwerk wurde am Rumpf befestigt. So konnte die ausgestattete Flugzeugzelle recht einfach in der Werft bewegt werden, ohne dass man z.B. Kräne bemühen musste. Diese Idee und auch die gewünschte Verlademöglichkeit auf normale Eisenbahnwaggons der Deutschen Reichsbahn, führte aber zu der relativ geringen Spurweite des Hauptfahrwerkes, letzlich eines der Achillesfersen dieses Flugzeugentwurfes. Das Maß der Spurweite war die Folge des sogenannten "Lichtraumprofiles" der Deutschen Reichsbahn. Diese Profil schreibt eben Maximalbreiten für die Bahnverladung vor. Als daraus folgenden weiteren konstruktiven Aspekt, bedurfte es der Dreiteilung des Tragflächenhauptholms. Der Vorteil liegt ganz klar bei der schnellen Verlademöglichkeit, der Durchführbarkeit von Feldreperaturen ohne Zusatzequipement und Rücktransfermöglichkeit von beschädigten Flugzeugen in die Werft, ohne Spezialwaggons zu benötigen.
Der Preis für die logistische Meisterleistung war aber sehr hoch. Das Flugzeug neigte bei schlechten Plätzen, Seiten- und Scherwinden durch seine hohe Motorleistung, zu gefährlichem Ausbrechen beim Startlauf. Viele Piloten bezahlten diese Unart mit ihrem Leben. Manche Quellen sprechen von mehr Verlusten durch Lande- und Startunfälle als durch den Abschuss durch ein gegnerisches Flugzeug. Gerade gegen Ende des Krieges führte der schlechte Ausbildungsstand der Piloten zu hohen Verlustraten bei dieser Art von Unfällen. Dennoch, in der Hand eines Experten war die stark motorisierte und leichte Messerschmitt Bf109 eine gefährliche und ausgewogene Waffe.
Die bekanntesten Baureihen dürften die "Emil" mit dem DB601, die "Friedrich" mit DB601E und die "Gustav" mit dem DB605 sein. Die "Emil" wird zumeist in einem Atemzug mit der "Luftschlacht um England" in Verbindung gebracht. Die "Friedrich" gilt als ausgewogenste und schönste Bf109 und natürlich verbindet man die "Friedrich" mit dem berühmten JG27 über Afrika, mit Hans-Joachim Marseille als Pilot. Die "Gustav" ist die bekannteste Baureihe und war auf allen Kriegsschauplätzen ein gefürchteter Gegner. Diverse Untervarianten, unzählige Rüstsätze und auch Basis für diverse Lizenbauten. Die "Gustav" war auch die meistgebaute Variante, rund 20.000 Exemplare verliessen die diversen Fertigungsstätten.
Die Messerschmitt Bf109 wurde auch exportiert, so wurde das Jagdflugzeug unter anderen auch von den Schweizer Fliegertruppen genutzt. Nach dem Krieg folgen die Lizenzbauten auch in Israel und der Tschechoslowakei.
Ein Wort zu den Lizenzbauten. Nach dem Krieg wurde die Bf109 weitergebaut. So die Baureihe G-10 bei Avia in der Tschechoslowakei, Typbezeichnung Avia S-199. Als Motorisierung wählten die Lizenznehmer das Junkers Aggregat JUMO 211F , da die Daimler-Benz Aggregate nicht mehr verfügbar waren. Unter anderen setzte auch die Israelische Luftwaffe diesen Flugzeugtyp ein. Im Palästinakrieg trafen sich einstige Gegner erneut. Die Ägyptische Luftwaffe stellte den Avia S-199 Spitfires entgegen.
In Spanien wurde die Produktion bei Hispano Aviacion weitergeführt. Die als HA-1109 und HA-1112 geführte "Buchon" wurde mit einem RollsRoyce/Packard Merlin ausgerüstet. Auf die Produktion und Auslegung der "Buchon" hatte Willy Messerschmitt einen nicht unerheblichen Einfluss, war er nach dem Krieg bei Hispano Aviacion als Konstrukteur tätig.